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1. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 168

1877 - Oldenburg : Stalling
- 168 zur Besttigung eines Ehebundes gezwungen, bei welchem ein Theil die Pflichten seiner Kirche verletzte und sich tatschlich von ihr lossagte. Die Ausfhrung der Cabinetsordre erregte daher groe Unzufriedenheit. So lange indessen der damalige Erzbischof von Kln, Graf Spiegel zum Desenberg lebte, der einer freieren Ansicht huldigte, blieb Alles ruhig. Papst Pius Viii. erlie der diese Angelegenheit ein Breve, welches als ein Zugestndni angesehen wurde, aber eine doppelte Auslegung zulie. So kam zwischen der preuischen Regierung und den rheinisch-westflischen Bischfen eine Uebereinkunft zu Stande (19. Juni 1834), in welcher letztere versprachen, sich in Bezug auf die gemischten Ehen den Staatszesetzen fgen zu wollen. Als aber im Jahr 1835 Graf Spiegel zum Desenberg starb, wurde der bisherige Weihbischof von Mn-ster, Baron Droste von Vischering, sein Nachfolger auf dem erzbischflichen Stuhle zu Kln, ein Mann von geringer Befhigung, aber ein entschiedener Anhnger seiner Kirche. *) Er hatte die Uebereinkunft vom 19. Juni 1834 angenommen und eine Zeit lang befolgt, als pltzlich der rmische Stuhl die Einsegnung jeder gemischten Ehe ohne vorheriges Ver-sprechen der katholischen Kindererziehung entschieden verbot. Droste von Vischering glaubte sich dem Willen des Papstes unterwerfen zu mssen. Eine Vereinbarung der protestanti-scheu Staatsgewalt mit den Tendenzen der Hierarchie schien unmglich. Nach fruchtlosen Unterhandlungen wurde er auf kniglichen Befehl am 20. November 1837 verhaftet und als Staatsgefangener nach der Festung Minden abgefhrt. Dasselbe Schicksal traf in der Folge aus gleichem Grunde auch Martin von Dunin, Erzbischof von Posen und Gnesen, der am 6. October 1839 auf die Festung Kolberg abgefhrt wurde. Dieses Verfahren brachte allenthalben ein der preuischen Regierung nachtheiliges Aufsehen hervor. Der Papst legte gegen die dem Erzbischof von Kln widerfahrene Behandlung *) Um dieselbe Zeit wurden die Schriften des verstorbenen Pro-fessors Hermes, der, ohne der katholischen Glaubenslehre entgegen zu treten, diese mit der Vernunft in Uebereinstimmung zu bringen suchte, vom Papste verboten.

2. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 15

1877 - Oldenburg : Stalling
15 diese Weise htte allerdings mit der Zeit manches Ziel erreicht, manches (Ergebnis? gewonnen werden knnen, aber der Mangel eines bestimmten politischen Zieles bei den Fhrern, die Un-bekanntschast der studirenden Jugend mit der Welt und ihren wirklichen Verhltnissen, die Selbstberschtzung und dieverblen-dung der die entgegenstehenden Hindernisse, die in ihrem vom Leben abgeschlossenen Kreise nur noch mehr genhrt ward, und in der die Leiter und Frderer der neuen Ideen befangen waren, dies Alles mute ein gnzliches Milingen des Unter-nehmens nothwendig zur Folge haben. Je mehr die politische Begeisterung von oben her gehemmt wurde, um so tiefer glhte sie in den akademischen Kreisen und nahm hier allmhlich den revolutionren Schein an, den insbesondere die Feinde Preuens geschickt benutzten, um im König vollends jeden Gedanken an eine Erhhung Preuens auf Grund der Begeisterung von 1813 auszutilgen. Zunchst erhielt die herrschende Stimmung bei der Bundesfeier der deutschen Burschenschaft einen entschiedenen Ausdruck. König Friedrich Wilhelm Iii. von Preußen wollte im Jahre 1817 die dritte Scularfeier der Reformation in Wittenberg festlich begehen und hatte zugleich eine Vereinigung (Union) der beiden evangelischen Confessionen, der Lutheraner und Reformirten, unter gemeinsamem Symbol und Cultus im Auge, die jedoch wegen der Streitigkeiten der Orthodoxen auf beiden Seiten ohne bedeutende Folgen blieb. Wie die Fürsten in Wittenberg, so beging die Burschenschaft in Jena, die ihre Genossen von nah und fern Berufen hatte, das Fest in hnlicher Weise auf der Wartburg, an der Sttte, wo einst Luther seinem unsterblichen Werke der Bibelbersetzung so eifrig obgelegen hatte. Sie whlte dazu den 18. October, den Jahrestag der Schlacht bei Leipzig, und stellte somit die religise und nationale Befreiung, die Erlsung vom Joche des Papstes wie von dem Napoleons, auf gleiche Linie. Man bedachte hierbei nicht, da auf diese Weise trotz allem Streben nach Deutschlands Einheit die ganze katholische Bevlkerung des Vaterlandes als etwas Fremdes und auerhalb Deutschlands Stehendes erklrt wurde. So trug das Fest einen entschieden norddeutsch-protestantischen Charakter. Zu Anfang und zu Ende hrte man religise Lieder, und begeisterte Reben

3. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 16

1877 - Oldenburg : Stalling
- 16 - wurden gehalten der Vereitelung der deutschen Hoffnungen, der die Notwendigkeit der deutschen Einheit und der ferneres Ausharren im Kampfe darum. Zuletzt wurde ein eigentmliches Nachspiel geliefert. Einige Studenten blie-ben zurck und hielten in Nachahmung der Art und Weise, wie einst Luther die Bannbulle verbrannte, der einige den Vaterlandsfreunden anstige Schriften, in denen die schon beginnende Reaction vertheidigt und das Verlangen nach Eon-stitutionen verdchtigt wurde, feierlich Gericht. Die Schrift Ancillon's der Souvernett und Staatsverfassung, Kamptz's Codex der Gensdarmerie, von Haller's Restauration der Staats-Wissenschaft, endlich die Schriften des Geheimraths Schmalz, der den Tugendbund angegriffen und die Behauptung auf-gestellt hatte, das preuische Volk habe in seiner Erhebung von 1813 nur eine einfache Pflicht erfllt, etwa wie ein zum Lschen herbeieilender Feuermann, und deshalb kein besonderes Verdienst zu beanspruchen, alle diese Schriften, dazu noch die Zeichen einer knechtischen Zeit, ein Zopf, ein Corporalftock und eine Schnrbrust, wurden unter Hohn und Spott dem Feuer bergeben. Die Feier des Wartburgfestes rief die uerste Auf-regung hervor. Mehrere zu Weimar unter dem Schutze der Prefreiheit erscheinende Tagesbltter, an denen sich die Professoren Oken und Luden betheiligten, verbreiteten ihre Ansichten der die Zeitereignisse in einer Weise, die mit den Ansichten der Regierungen in schroffem Widerspruch standen, im gesammten deutschen Publikum. Um so mehr mute dte Schrift eines walachifchen Bojaren, des russischen Staatsraths Stourdza, Oel ins Feuer gieen. Dieser hatte im Auftrag des Kaisers Alexander eine Denkschrift der deut-sche Zustnde abgefat, in der er den Geist der deutschen Professoren und Studenten als beraus gefhrlich schilderte und den Monarchen, denen die Schrift auf dem Aachener Congre 1818 bergeben wurde, das Schreckbild einer deut-schen Revolution vor Augen hielt. *) Dazu kam noch, da die *) Als zwei junge Grafen den Bojaren als den Feind deutscher Freiheit forderten, erklrte derselbe, nur auf Alexanders Befehl die Schrift gedacht, geschrieben und ausgefhrt zu haben, worauf jene er-

4. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 30

1881 - Oldenburg : Stalling
30 Herzogen, Grafen und Hauptleuten. Die militrische Ein-richtung, zu welcher das lange Umherziehen aller wandern-den Stmme der Germanen gentigt hatte, wurde auch bei der Ansiedelung beibehalten, und die Befehlshaber im Kriege blieben zugleich die Richter und Beamten im Frieden. Die Streitigkeiten zwischen Rmern und Goten schlichtete der gotische Graf mit Zuziehung eines rmischen Rechts-gelehrten: im ganzen galt gotisches Recht fr die Goten, rmisches fr die Rmer. Seinen Goten wies der König den Wehrstand und unablssige kriegerische bung als ihren Beruf an; die brgerliche Thtigkeit sollte den Eingeborenen berlassen bleiben. Ja der König soll sogar die Goten abgehalten haben, ihre Kinder in die rmischen Schulen zu schicken, weil diejenigen nie ohne Furcht das Schwert erblicken wrden, die schon jung vor der Rute gezittert htten. Er selbst konnte, wie die Sage geht, nicht einmal seinen Namen schreiben, sondern zeichnete die vier Anfangs-buchstaben desselben durch ein Blech, in welches sie einge-schnitten waren. Doch besa er regen Sinn fr hhere Bildung und zog die kenntnireichsten Rmer mit Achtung hervor. Unter ihnen nahm C a s s i o d o r u s die erste Stelle ein, ein Mann von groer Gelehrsamkeit und Einsicht, und in den ffentlichen Geschften wohl erfahren. Er geno Theodorichs Zutrauen in hohem Grade und wurde von ihm zu den hchsten Staatswrden befrdert. Die Ver-Ordnungen des gotischen Knigs flssen meist aus seiner Feder. Theodorich und seine Ostgoten waren dem Arianischen Glauben zugethan;*) doch bewies der König gegen die ka-tholischen Rmer eine solche Milde und Duldung, da diese weder verfolgt, noch in ihren Rechten gekrnkt wurden. Auch die Juden nahm er gegen Verfolgungen in Schutz. *) Die Arianer haben ihren Namen von Arius, einem Kirchen-lehrer zu Alexandrien, welcher in Bezug auf die Natur Jesu Christi behauptete, Christus sei vom Vater erschaffen und habe deswegen nur Wesenshnlichkeit mit ihm, während die katholische Kirche eine vllige Wejensgleichheit des Sohnes mit dem Vater annimmt. Auf der Kirchenversammlung zu Nictta wurde die Lehre des Arius als ketzerisch verdammt (325).

5. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 36

1881 - Oldenburg : Stalling
36 Dem heiligen Martin von Tours gelobte er, als er durch die Stadt kam, sein Streitro. Bei Vougle unweit Poitiers kam es zur Schlacht. Die Westgoten wurden geschlagen, ihr König Alarich selbst vom Chlodwig beim Aufeinander-rennen durchbohrt. Da aber erhob sich der groe Ostgoten-knig Theodorich, um seinem Enkel Amalrich, dem Sohne des gefallenen Knigs, wenigstens einen Teil von Gallien zu erhalten. So blieb den Westgoten in diesem Lande wenig mehr als die sptere Provinz Languedoc; alles Land von der Loire bis zu den Pyrenen fiel den Franken zu. Als Chlodwig von seinem Siege der Tours zurck-kehrte, wollte er vor dem Kloster des heiligen Martin sein teures Streitro mit hundert Goldstcken lsen, allein man sagte ihm, das Pferd sei gar nicht wieder wegzubringen. Da legte er noch hundert Goldstcke zu, und nun ging es, worauf Chlodwig uerte, der heilige Martin sei gut in der Not, aber teuer im Handel. Dort kamen Gesandte des griechischen Kaisers zu ihm und brachten ihm Titel und Ehrenschmuck eines rmischen Patricius, also da von nun an in dem frnkischen Huptling die untergegangene rmische Macht von neuem auszuleben schien. In der Kirche, vor dem Grabe des heiligen Martin, feierlich umgeben von Prie-stern und Kriegern, bekleidete sich der König der Franken mit der purpurnen Toga und der Chlamys (Mantel), und setzte sich die Krone aufs Haupt. So geschmckt, trat er aus der Kirche unter das staunende Volk, bestieg ein Prunk-ro und warf Goldmnzen unter die staunende Menge. Denn erst von nun an betrachteten ihn seine gallisch-rmi-schert linterthatten als ihren rechtmigen, vom Kaiser belehnten Herrn, und auch den Franken erschien er im Lichte hherer Wrde. Als Chlodwig fast ganz Gallien erobert hatte, gedachte er auch die brigen von seinen Vettern beherrschten Franken-stamme unter seiner Herrschaft zu vereinigen. Mit emprender Hinterlist rumte er seine vier Verwandten aus dem Wege. Siegbert in Kln war alt und lahm und hatte einen herrschschtigen Sohn. Diesem lie Chlodwig sagen: Dein Vater ist alt und lahm; wre er tot, so wrde sein Reich Dir zufallen, und auf meine Freundschaft wrdest Du

6. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 232

1881 - Oldenburg : Stalling
232 und weltlichen Standes herbei. Die Groen wetteiferten, sich durch Glanz und Pracht auszuzeichnen, die Prlaten'und Doktoren durch Gelehrsamkeit und Beredsamkeit. Auer den Patriarchen, Kardinlen, Erzbischsen, Bischfen. bten, geringeren Priestern und Abgeordneten der Universitten, auer den Fürsten und Herren, kamen viele, nur durch Neugier gelockt, das auerordentliche Schauspiel zu sehen.' Einmal sollen 150 000 Fremde und 30 000 Pferde gezhlt worden sein; die gewhnliche Zabl der Anwesenden war 80000 Dieser Kirchenversammlung war eine dreifache Aufgabe gestellt, denn einmal wollte man sich darber einigen, wer als allge-mein anerkannter Papst auf dem Stuble Petri sitzen solle-sodann mute die Verbesserung der Kirche in ihren Dienern vorgenommen und endlich die von der katholischen Kirche ab-weichende Lehre des Johann Hu untersucht werden.' Johann hatte von einer solchen Versammlung im voraus Nichts Gutes fr sich erwartet. Als er aus seiner Reise in die Nhe von Kostnitz kam, rief er, auf die Stadt deutend: ,'Das sieht aus wie eine Grube, in der man Fchse fngt!" Er brachte eine auerordentliche Menge italienischer Geistlichen mit, durch deren Stimmen er sich die Oberhand zu verschaffen hoffte. Aber man kam auf der Versammlung gleich anfangs berein, da die Stimmen nicht nach den Kpfen, sondern nach den Nationen gezhlt werden sollten. Man nahm daher vier Hauptnationen an, die deutsche, franzsische, englische und italienische, von denen jede erst in besonderen'versammlungen beratschlagen, und dann nach der Mehrheit der Stimmen in ihr selbst, in der allgemeinen Versammlung eine Gesamtstimme abgeben sollte. Zuerst drangen die franzsische, deutsche und englische Ration darauf, da, um den Frieden in der Kirche herzustellen, alle drei Ppste abdanken sollten. Trotz allen Widerstrebens mute sich Johann dazu verstehen (1415); heimlich aber beschlo.. er, von Kostnitz zu fliehen, wozu ihm Herzog Friedrich von Ostreich hlfreiche Hand bot. Er veranstaltete auerhalb der Stadt ein Turnier. Whrend alles zu diesem Schauspiele hinausstrmte, kam der Papst in Reiterkleidung, die Armbrust aus der Lende, glcklich aus der Stadt nach Schaffhausen, wohin ihm Friedrich bald folgte. Sobald die Flucht des Papstes kund geworden war, entstand in Kostnitz allgemeine Bestrmung, und ein Teil der Versammlung machte in der That Anstalten zum Abzge. Allein Sigismund ritt selbst durch die Straen, Beruhigte' das

7. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 234

1881 - Oldenburg : Stalling
234 Johann Hu war zu Hussinetz, einem bhmischen Stadt-chen, geboren und zu Prag gebildet, wo er spter als Lehrer an der Universitt stand. Er war ein Mann von sittlichem Wandel, umfassenden Kenntnissen und groer Beredsamkeit. In feinem Berufe als Prediger bte er die Seelforge mit groem Eifer und lernte die Bedrfnisse des Volks, so wie den verderblichen Einflu weltlich gesinnter Geistlichen und Mnche kennen. Sein Freund Hieronymus, aus dem Ge-schlechte derer von Faulfisch, machte ihn mit den Schriften des Englnders Wycliffe bekannt, der als Professor der Universitt Oxford sich durch Gelehrsamkeit und unbescholtenen Lebens-Wandel auszeichnete. In seinen Schriften hatte er sich freimtig der die Verderbnis des Papsttums und der die'mi-brauche der katholischen Kirche ausgesprochen. Hu ward von den Worten des Englnders so ergriffen, da er nicht anstand, den Wycliffe als einen frommen und heiligen Mann zu rhmen. Noch eifriger suchte Hieronymus seine Schriften zu verbreiten, und gewann auch den Prediger an der Michaelis-firche zu Prag, Jacob von Die. Alle drei verteidigten laut und eindringlich Wycliffes Ansichten und Lehren. Der Erz-bischof von Prag suchte die Ausbreitung solcher Grundstze zu hindern und lie fnfundvierzig Lehrstze Wycliffes als irrig, gefhrlich und ketzerisch verdammen. Dabei blieb er nicht stehen; er verklagte Hu beim Papst und lie viele Schriften Wycliffes verbrennen. Darber geriet das Volk in Bewegung, es geschahen Mordthaten, man plnderte Kirchen und Klster. Der Erzbischof wandte sich abermals an den Papst, Johann Xxiii., der Hu nach Rom vorlud, allein dieser leistete der Vorladung keine Folge und berief sich auf ein allgemeines Konzil (Kirchenversammlung). Als nun gar der Papst fr Geld Abla erteilte, griffen Hu und Hieronymus dieses unchristliche Verfahren schonungslos an. Die Folge war, da der Papst den Bann der sie aussprach. Hu mute nun Prag verlassen, predigte aber auf dem Lande, oft unter freiem Himmel bei unglaublichem Zulauf des Volkes. Wie nun das Konzil zu Kostnitz zusammen kam, wollte er sich zu seiner Rechtfertigung freiwillig vor dasselbe stellen, da er'sich selbst darauf berufen hatte. Dazu gab ihm Kaiser Sigismund einen Geleitsbrief, in welchem er ihn, in feinen und des heiligen Reiches besonderen Schutz" nahm; Auch Johann gab die Versicherung, es solle ihm nichts Bses geschehen, wenn er auch des Papstes Bruder ermordet htte. So kam Hu im November 1414 nach Kostnitz.

8. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 236

1881 - Oldenburg : Stalling
236 &nf.?tatt ;'*u ^un als einem Ketzer." Nun ward er dem Nachrichter berliefert, da er ihn verbrenne, und sodann auf den Richtplatz vor die Stadt gefhrt (1415). Der Henker band ihn mit sechs Stricken an einen Pfahl und legte noch nne Kette um seinen Kops. Zufllig blickte' sein Gesicbt gegen Morgen. Da schneen einige, es zieme sich nicht, da der verruchte Ketzer so sterbe, und die Bttel muten ihn nach der Abendseite umkehren. Hierauf umlegte man ihn mit Hol; ri Stroh bis an den Hals. Ein Bauer glaubte ein christliches Werk zu thun, wenn er etwas zur Verbrennung des Ketzers beitrage, und kam eilig mit einer Tracht Holz berbei-gelaufen. Hu sah ihm lchelnd zu und rief: O heilige Einfalt!" Als nun der Holzsto angezndet war, betete er zweimal: Christus, Sohn des lebendigen Gottes, der du von der Jungfrau geboren bist, erbarme dick, mein!" Weiter hrte man nichts von ihm; der Wind trieb ihm den Qualm so sehr ins Gesicht, da er schnell erstickte. Seine Ascbe ward in den Rhein geworfen, damit den Bhmen nichts' bliebe, was sie als ein Heiligtum verehren knnten. Im' folgenden ^ahre starb auch Hussens Freund, Hieronymus von Praa, den Feuertod. o an ^er Flamme dieser Scheiterhaufen entzndeten Hussens Anhnger, die sich nach ihrem Meister Hussiten nannten, den furchtbaren Hussitenkrieg, der von 14201436 mit der zerstrendsten Wut gefhrt ward und Bhmen, Baiern, Franken und Meien schrecklich verwstete. Endlich mute man den Bhmen ihre Forderung, den Kelch im Abendmahl, zugestehen. Dagegen erkannten sie Sigismund als ihren König an, der 1436 zu Prag seinen feierlichen Einzug hielt. Sigismund ging einige Jahre vor der Beendigung des Hussitenkrieges nach Italien und holte sich zu Mailand die lombardische, zu Rom die Kaiserkrone, ohne da diese beiden Kronen seiner Regierung mehr Glanz und Ansehen verliehen htten. Unter ihm gingen noch viele wichtige Vernderungen in Deutschland vor. In dankbarer Anerkennung der groen Verdienste, die sich der bisherige Burggraf von Nrnberg, Friedrich Vi. von Zollern, um das Reich und den König erworben hatte, verlieh Sigismund diesem die Mark Brandenburg, jedoch ohne die Neumark, die an den deutschen Orden abgetreten wurde, mit der Kurwrde erb- und eigen-tmlich (1415) und belehnte ihn damit feierlich zu Kostnitz

9. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 233

1881 - Oldenburg : Stalling
233 Volk und hielt die Versammlung ausrecht, indem er erklrte, da sie unter seinem Schutze auch ohne Papst fortgesetzt werden sollte. der Friedrich von Ostreich ward die Reichsacht aus-gesprochen, und von vielen Feinden hart bedrngt, mute er die Gnade des Kaisers anflehen. Dann saen die Vter des Konzils der Johann Xxiii. zu Gericht, der auf wiederholte Vorladungen nicht erschienen war. Er ward der abscheulichsten Verbrechen berwiesen und seine Absetzung beschlossen. Der Kaiser hatte ihn in seine Gewalt bekommen und lie ihn fnf Jahre lang gefangen halten. Darauf lie auch der achtundachtzigjhrige Gregor Xii. seine freiwillige Abdankung der Versammlung ankndigen. Nur der unbeugsame Benedict Xiii. beharrte bei seiner Weigerung, und auch, als ihn die Versammlung fr abgesetzt erklrte, sprach er von seinem Schlosse in Valencia aus den Bann der die ganze Welt, bis er (1424) in einem Alter von neunzig Jahren starb. Das Konzil hatte seine erste Aufgabe gelst. Sigismund und die deutsche Nation trugen nun darauf an, die Verbesserung der Kirche vorzunehmen, ehe man zur Wahl eines neuen Papstes schreite, indem grade die Deutschen das grte rgernis an dem lasterhaften Wandel der letzten Ppste, an dem Ver-kauf der geistlichen Stellen und an anderen Mibruchen ge-nommen hatten. Das waren aber die anderen Nationen nicht zufrieden, und Sigismund mute endlich zugeben, da erst ein neuer Papst gewhlt wurde. Es war Martin V., ein Mann von feiner Bildung, groer Festigkeit und kluger Gewandtheit. Mit diesen Eigenschaften ward es ihm leicht, das gerechte Ver-langen der Christenheit nach Verbesserung der Kirche zu hinter-treiben. Er schlo mit den einzelnen Nationen besondere Ver-trge (Konkordate), in denen er ihnen Abhlfe der schreiendsten Mibruche verhie. Als endlich eine Seuche ausbrach, hatte der Papst einen guten Vorwand, die Versammlung aufzulsen (1418). Er verlie Kostnitz, umgeben von aller Pracht und Herrlichkeit seiner Wrde! der Kaiser fhrte seinen weien Zelter, drei der ersten Fürsten des Reichs hielten die Zipfel der Scharlachdecke des Pferdes, und vier Grafen trugen einen Thronhimmel der ihm. Somit waren die Hoffnungen der Christenheit auf Ver-befserung der Kirche getuscht und die Lsung der zweiten Auf-gbe des Konzils gescheitert. Die dritte Aufgabe, die Sache des Johann Hu, war schon frher entschieden worden.

10. Erzählungen aus der Geschichte des Mittelalters in biographischer Form - S. 235

1881 - Oldenburg : Stalling
235 Aber schon nach wenigen Wochen wurde er auf Andringen seiner Feinde zur Haft gebracht. Sigismund gab zwar seinen Gesandten Befehl, Hussens Befreiung zu verlangen, aber die Kardinle achteten nicht darauf. Schlimmer wurde die Lage des Gefangenen, als unterdes Jacob Die in Bhmen das Abendmahl unter beiderlei Gestalten austeilte, indem auch diese Neuerung ihm Schuld gegeben wurde. Es war nmlich im dreizehnten Jahrhundert Sitte geworden, den Laien den Kelch im Abendmahl zu entziehen und ihn blos den Priestern vorzubehalten. Jetzt stellte Jacob Die die alte Form, die Erteilung des Brotes und des Weines, in Bhmen wieder her. Die Hoffnung, welche Hussens Freunde auf den Kaiser setzten, ve^chwand bald. Denn da die Geistlichkeit ihm er-klrte, einem Ketzer drfe man nicht Wort halten, so lie dieser dem Konzil seinen Lauf und das freie Geleit war ge-brochen. Nunmehr wurde Hu in einen ungesunden Kerker gebracht, so da er in eine gefhrliche Krankheit verfiel. Eine Zeit lang lie man ihn gnzlich unbeachtet, bis man endlich seine Angelegenheit wieder vornahm. Mehrere Male erschien er vor der Versammlung, um der seine Lehren verhrt zu werden. Alle gegen ihn erhobenen Anklagen wute Hu ge-ngend zu widerlegen, dennoch verlangte man von ihm, da er seine als ketzerisch bezeichneten Lehren abschwre. Doch Hu antwortete: Wenn man mich aus der Bibel eines Irr-tums berfhrt, so will ich gern widerrufen; wo nicht, so werde ich bis in den Tod meinem Glauben getreu bleiben." Darauf sprach das Konzil das Urteil der ihn aus. Seine smtlichen Schriften wurden dem Feuer bergeben, er selbst fr einen hartnckigen Ketzer erklrt. Nun mute sich Hu noch einmal vor der Versammlung mit seinen Priestergewndern bekleiden, die ihm dann, ein Stck nach dem andern, entrissen wurden. Alle diese Schmach konnte die Sndhaftigkeit des Mrtyrers nicht erschttern, und um sich im Glauben zu strken, hielt er sich unaufhrlich das Beispiel des von seinen Feinden eben so gemihandelten Erlsers vor, fr dessen Lehre er in den Tod ging. Zuletzt bergab man seine Seele dem Satan und setzte ihm eine papierne Mtze auf, worauf drei Teufel gemalt waren, mit der Umschrift: Erzketzer!" Doch Hu sprach: Mein Herr Jesus Christus hat fr mich armen sn-digen Menschen eine noch viel schwerere Dornenkrone bis zu seinem schmhlichen Tode am Kreuze getragen." Hierauf bergab ihn das Konzil der weltlichen Macht, und König Sigismund trug dem Pfalzgrafen auf, ihm an
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